Es war vor rund vier Milliarden Jahren, als das Leben auf der Erde zu sprießen begann. Unser Planet war da ungefähr 500 Millionen Jahre alt. An einem nicht genau bestimmbaren Ort – wahrscheinlich auch an mehreren Orten gleichzeitig – bildeten sich winzige Bläschen, als Vorläufer der Zellmembran der heutigen Lebewesen. Sie schlossen einfache Biomoleküle ein, von denen einige „lernten“, sich selbst zu duplizieren. Das Leben war geboren.
Vier Milliarden Jahre Evolutionsgeschichte liegen hinter uns. Und nicht einen einzigen Tag hat sie sich rückwärts bewegt. Die menschliche Gesellschaft hat rund 10.000 Jahre auf dem Buckel. Vom Steinzeit Mensch bis zum modernen Hipster hat sich einiges getan. Vom Jäger und Sammler zum Leben im Überfluss. Wir haben die Glühbirne erfunden, das Telefon, das Internet. Der simple Wille zu überleben ist einer unendlichen Anzahl von Möglichkeiten gewichen unser Leben zu gestalten. Tatsächlich sind es fast zu viele. Wir müssen heute zwischen so vielen Optionen wählen, dass wir die Wahl oft verweigern und sie auf morgen oder übermorgen verschieben. Wir verweigern uns unserem eigenen Weiterkommen, unserem eigenen Fortschritt, unserer eigenen Evolution. Sie hat uns den Überfluss an Dingen und Entscheidungen, die zu treffen sind, gebracht. Doch warum stagniert unsere Generation?
Eigentlich haben wir es ja ganz gut. Uns stehen alle Türen und Tore offen. Das gilt nicht nur für Smartphones, Klamotten, Karriere. Was wir aus unserem Leben machen, können wir selbst entscheiden; alle Möglichkeiten sind denkbar. Vorbei sind die Zeiten in denen man den Beruf der Eltern ergreifen musste. Wir können zusammen sein mit wem wir wollen. Wir können aus unzähligen Möglichkeiten frei wählen. Und wenn uns doch mal ein eingeschlagener Weg verschlossen bleibt, nehmen wir einfach die nächste Abzweigung. Es gibt schließlich immer einen Plan B. Selbstverwirklichung und Flexibilität stehen an erster Stelle. Verbindlichkeit war gestern und Verantwortung ist was für Leute über 30. Wir verschieben das Erwachsen werden einfach auf später. Zur not haben wir immer noch unsere Eltern, die für uns in die Bresche springen können – oder der Staat.
Aber ist diese grenzenlose Auswahl an Chancen und Möglichkeiten wirklich so berauschend? Wie soll man mit der ganzen Freiheit umgehen? Alle Möglichkeiten zu haben, heißt auch wählen zu müssen. Am besten richtig. Wer liegt nicht oft nachts wach und grübelt, was mal aus einem werden soll. Was will man anfangen mit seinem Leben? Was soll ich mal werden? Bin ich überhaupt gut genug dafür? Wo will ich wohnen? Wer soll das bezahlen? Gibt es vielleicht noch eine bessere Alternative? Der Weg ist nicht mehr vorbestimmt – für unser Glück oder Unglück sind wir selbst zuständig. Wir sind die Kinder der Multioptionsgesellschaft.