In seiner Serie “The Invisible Empire” schafft der finnische Fotograf Juha Arvid Helminen (1977) eine dramatische Welt, die sich um anonyme Autoritätspersonen dreht und den (falschen) Gebrauch von Macht in Uniform untersucht.
In tiefschwarzen Bildern präsentiert Helminen eine beunruhigende Vision der Realität, die durch Kontrolle, Einheitlichkeit und Mangel an persönlicher Identität definiert wird. Die Soldaten dieses unsichtbaren Imperiums werden austauschbar, ein Teil einer kollektiven Kraft, die das Licht der Individualität so weit auslöscht, dass sie sogar von ihrer Umgebung nicht zu unterscheiden sind.
Im Jahr 2006 warst du Zeuge der Demonstration von Smash ASEM in Helsinki und des Machtmissbrauchs der Behörden. Ist deine Kunst, die eines Opfers, dass versucht das Erlebte zu verarbeiten?
Manchmal verarsche ich mich mit meiner Arbeit selbst und hoffe, dass ich Dinge kontrollieren kann, auf die ich wirklich keinen Einfluss habe. Wenn man einen Teil des Vertrauens in seine eigene Gesellschaft verliert, findet man merkwürdige Möglichkeiten damit umzugehen – wie eben meine Black-Series.
Deine Bildsprache erinnert an das NS-Regime. Siehst du Parallelen zwischen deiner Kunst und aktuellen Nachrichten?
Als ich die Serie angefangen habe, gab es eine Menge nationalsozialistischer Bilder, da es sich bei der Reihe um Machtmissbrauch handelte. Meine neuen Arbeiten beziehen sich mehr auf unsere Zeit, wie zum Beispiel der schwarze Truck „In Transit“ sich auf die Flüchtlingskrise bezieht.
Die Menschheit macht drei Schritte vorwärts, und leider auch viele zurück. Haben wir etwas von Napoleon, Hitler oder Idi Amin gelernt? Ich schätze wenig, aber wir verkaufen immer noch unsere Freiheit, um uns sicher und wichtig zu fühlen.
Wir wollen Freiheit aber wie? Menschen sind soziale Wesen und lernen indem sie anderen nacheifern. Meine Fotoserie besteht aus Armeen, religiösen und mystischen Bewegungen. Diese sind normalerweise nicht das Sinnbild der Freiheit, sondern das Gegenteil: Das Individuum als Teil der Gruppe.
Siehst du die Freiheit in Gefahr?
Autoritäre Bewegungen haben oft Macht gewonnen, indem sie über Freiheit gesprochen und persönliche Freiheit genommen haben. Das Prinzip aus den 1930ern scheint sich langsam in Ländern, wie Russland, Polen, der Türkei, usw zu wiederholen.Die individuelle Freiheit sollte für Dinge wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder das Ausleben von sexueller Orientierung stehen.
Fremdenfeindliche Bewegungen werden jedoch immer beliebter. Wir leben in dunklen Zeiten, wenn wir Leute wie Putin, Erdogan und Trump und alle Mini-Versionen von diesen an die Macht lassen.
Wie wichtig glaubst du ist Kunst in unserer Gesellschaft?
Kunst ist eine Sprache, die sich mit verschiedenen und komplizierten Themen beschäftigt, wenn Text einfach nicht ausreicht – eine Mischung aus Gefühlen und persönlichen Interpretationen. Wir müssen die Meinungsfreiheit bewahren, auch wenn sie uns verletzt. Wer verletzt wird, kommt darüber hinweg und ändert vielleicht seine Perspektive – wenn auch nur ein bisschen.
Kleidung zeigt unsere Religion, unseren Beruf, politische Gedanken und Tradition, wo wir hingehören und wie wir die Welt sehen. Du hast mal gesagt, dass Kleidung oft unsere wahre Persönlichkeit verdeckt und Mauern zwischen Menschen schafft. Wie siehst du denn Mode – für viele ist das eine Ausdrucksform?
Es ist traurig, dass eine der besten Möglichkeiten Individualismus zu zeigen, auch einer der größten Umweltverschmutzer auf unserem Planeten ist. Ich liebe neue Dinge und Ideen und habe viele Freunde in der Modebranche, aber ich kann einfach immer noch nichts Gutes in dieser “einmal-anziehen-und-dann-wegwerfen” Kultur finden. Wir brauchen Dinge, die für die Ewigkeit gemacht sind.
Was ist Selbstentfaltung für dich?
Bestenfalls Individualismus und absolute Freiheit. In Finnland gibt es nicht so viele Tabus. Ich denke, das zeigt sich in meiner Arbeit, da viele Themen von den Extremen der religiösen und politischen Landkarte stammen.
Wenn die Welt immer schlechter wird, wird deine Kunst fröhlicher? Was können wir in Zukunft von dir erwarten?
Ich bin ein ewiger Optimist und Pessimist, wenn es um uns Menschen geht. Ich denke ich gehe jetzt zu Skulpturen über. Ich liebe es meine Hände schmutzig zu machen. Aber meine Arbeitet bleibt politisch.