Michal Pudelka ist erst 24 und bereits groß im Geschäft. Geboren wurde er in Bratislava und ist heute einer der gefragtesten Fotografen Londons. Sein Modestudium an Parsons Paris hat er abgebrochen, um sein eigenes Magazin zu gründen. Jetzt schießt er Bilder für Marken wie Adidas und Magazine wie Another oder i-D.
Seine analogen Fotos zwischen Kunst und Fashion werden von Galerien und tumblr Kids gleichermassen gefeiert. Er befasst sich mit dem schmalen Grad zwischen Individualität und Uniformität und zwar immer mit einer gesunden Portion an Übertreibung und Ironie. Wir haben unsere Chance genutzt und mit Michal über seine old-school Art der Fotografie, Kreativität und Arbeitsweise gesprochen.
Hey Michal, du bist zurzeit ja sehr busy mit Editorials für alle möglichen Magazine und Kampagnenfotos. Aber wie bist du überhaupt zur Fotografie gekommen?
In meinem ersten Jahr bei Parsons in Paris musste ich eine Kamera kaufen, um den Fortschritt bei unseren Modeprojekten zu dokumentieren. Dann hab ich angefangen meine Freunde und mich selbst zu fotografieren. Ich hab mich sofort darin verliebt und eine ganz neue Dimension durch die Linse gefunden.
Das Modestudium hast du abgebrochen und hast auch nicht in einen Fotografie-Kurs gewechselt. Glaubst du eine richtige Ausbildung ist wichtig um Fotograf zu werden?
Ich denke das kommt immer ganz auf die Person an. Für mich war die Schule abzubrechen, das Beste was ich je gemacht hab. Erst durch den harten Zusammenprall mit der Realität hab ich herausgefunden, was ich wirklich mit meinem Leben machen will und wie ich es machen will.
Deine Eltern waren bestimmt nicht begeistert?
Meine Familie hat mich bei all meinen Entscheidungen immer unterstützt. Ich hab echt ein wahnsinns Verhältnis zu meinen Eltern – schon immer.
Wie warst du so als Kind?
Super verspielt und wahrscheinlich ein bisschen femininer als alle anderen Jungs. Das hat mich oft in Schwierigkeiten gebracht. Ich wurde in der Grundschule nur gemobbt und auch später auf dem Gymnasium.
Die werden sich heute ärgern. Du bist erst 24 und hast schon so viel erreicht. Was ist dein Geheimnis?
Ich glaube ich habe kein wirkliches Geheimnis. Ich arbeite nur an Dingen, die ich voll und ganz liebe und das mit Leidenschaft. Was mir am Anfang allerdings sehr geholfen hat waren tumblr und flickr – dadurch wurde meine Arbeit erst von Leuten gesehen.
Wo bist du zu dem einzigartigen Style gekommen, den du heute hast?
Danke für die Blumen. Ich hoffe mein Style entwickelt sich immer noch weiter. Als ich angefangen habe, habe ich ja nur Selfies, Collagen und ein paar Videos gemacht. Ich glaube was meinen Stil anders macht, ist die Tatsache, dass ich mir nie die Arbeit von anderen ansehe. Ich bleibe lieber in meiner eigenen Welt und mir selbst treu.
Woher bekommst du deine Ideen? Und was machst du wenn dir mal so gar nichts einfällt?
Meistens kommen mir Ideen ganz plötzlich, zum Beispiel wenn ich Simpsons schaue oder auf dem Weg zur Tube. Ich trage immer mein Notizbuch mit mir rum, damit ich keine Idee vergesse. Wenn mir mal nichts einfällt, reicht oft ein Blick ins Buch und ich bin inspiriert. Ausserdem ist mein Freund eine große Quelle an Inspiration für mich. Er macht Sound-Poetry bei SoundCloud.
Wie sieht denn so ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Für mich gibt es da zwei Arten. Die eine ist wenn ich shoote. Dann stehe ich um 6.30 Uhr auf und verbringe den ganzen Tag am Set und mache Bilder. Die andere Version ist der Office-Tag – Meetings, zeichnen, nach Locations suchen, Mails beantworten und Filme entwickeln.
Wo wir von Filmen sprechen. Warum fotografierst, du im Zeitalter von Photoshop, wo alles perfekt sein muss, analog?
Für mich ist Film Perfektion. Es gibt einfach nicht schöneres als das körnige Gefühl eines echten Fotos. Wenn man nur eine begrenzte Anzahl an Bildern auf dem Film hat, muss man ein bisschen mehr überlegen bevor man den Auslöser drückt. Ich bin kein Fan davon 1000 Fotos pro Einstellung zu schießen – Ich mach lieber 20 gute.
Wenn du für Magazine und große Marken arbeitest, ist es dann Mode oder Kunst?
Ich versuche immer beides zu mixen. Aber natürlich hängt das immer ein bisschen vom Kunden ab: Ob er mehr independent oder kommerziell ist. Trotzdem mag ich das Schubladen denken eigentlich nicht. Alles kann heute Kunst sein, wenn man nur die passende Geschichte dazu erzählt. Für mich ist Kunst Selbstverwirklichung.