Ob Azealia Banks Hexenutensilien-Schrank auf Instagram oder Lana Del Ray, die ihre Twitter Follower zu einem Anti-Trump magischen Mondzyclus Ritual aufruft – Hexerei ist auf dem Vormarsch. Und nicht nur Celebrities wenden sich mehr dem Okkulten zu, auch auf dem Laufsteg sieht man immer mehr Bibis als Tinas.
Ob Preen, Alberta Ferretti oder Christian Dior – alle folgen dem Magischen und Übernatürlichen. Bei Alexander Mcqueen schickt man die Models für Herbst/Winter 2017 in Fell, Feder und Umhängen mit okkulten Motiven auf den Laufsteg und Guccis Alessandro Michele nutzt für die ready-to-wear Show eine riesige schwarze Pyramide als Kulisse.
In den USA ist „witchcraft“ in allen Formen nahezu explodiert: Santeria, eine afro-amerikanische Form der Hexerei, Wicca oder Vodoo. Aber warum adaptieren immer mehr Millenials eine Form der Religion, die noch vor nicht all zu langer Zeit Millionen von Frauen auf den Scheiterhaufen gebracht hat?
Hexerei war nie verschwunden. In den 60ern nutzten Anhänger ihre Spiritualität zum Ausleben freier Liebe, Nacktheit oder das Experimentieren mit Drogen. Mit dem Revival der 90er und Serien wie Charmed, Buffy oder dem Remake von Blairwitch Project hat das Okkulte einen neuen Boost in Sachen Mainstream erfahren. Was die Naturkinder damals noch von Mund zu Mund weitergeben mussten, hat im Zeitalter des www ganz neue Ausmaße angenommen.
Künstlerinnen wie Tilly Garcia, oder _Spirits auf Instagram, ist mit 36k Follower Teil einer neuen online Bewegung. In den 90ern mussten sich Hexen noch per Chatroom verständigen, aber durch Social Media verbinden sich immer mehr Menschen und teilen auf Instagram Zauberspruch-Flatlays oder Gothic-Altar Inspirationen. Unter dem Hashtag #wichtesofinstagram ist eine Subkultur entstanden, die so gar nichts mit alten Frauen mit Warzen auf der Nase zu tun hat. Hexerei ist heute digital. Rose Dumaine aka harvestrosewitchery haben sogar ein richtiges Business daraus gemacht. Auf Etsy verkaufen sie handgemachte Zauberutensilien, Talismane, oder Tränke und Kräuter für die moderne Hexe von heute.
Das Internet hat die Hexerei rebranded und normalisiert. Wo die meisten jungen Menschen Zugang zu allen möglichen Infos über Katholizismus, Buddhismus, Judentum, Islam oder Hinduismus haben, bringt die Qual der Wahl tiefe Ängste hervor. Welche Religion ist nur die richtige? Was passiert wenn ich mich für die falsche entscheide? Spiritualität bietet da den perfekten Mittelweg. Sie verbindet das Beste aus allem. Hexerei passt perfekt zur Generation X, in der Achtsamkeit, Meditation und new age Konzepte ganz im Trend liegen. Und Studien belegen: 72% der Millenials fühlen sich eher spirituell als religiös. Der Eklektizismus den Hexerei bietet ist von nur wenigen Dingen auf dem Glaubensmarkt zu toppen.
Auch ist das Hexentum eng verwoben mit dem derzeit gefeierten Feminismus. Und währen der Femismus derzeit ein Remake von der BH verbrennenden Emanze durchlebt, macht auch die Hexerei eine Evolution durch. Aber mal ehrlich: Würden wir uns nicht alle gern mal ab und zu magische Kräfte wünschen? Hex! Hex!