Wie soll man nun seine Entscheidungen fällen?

 

Soziologen, Psychologen und alle anderen möglichen Forscher sind sich einig. Die ständige Ausweitung der Wahlmöglichkeiten führt zur Stagnation und zum Rückgang unseres Wohlergehens. Die große Vielfalt lockt uns an aber die damit verbundenen Entscheidungen überfordern uns. Sozialforscher haben eine große Zahl solcher Ergebnisse publiziert. Wenn Studenten ein Essay schreiben sollen, sinkt die Qualität der Ergebnisse mit der Anzahl der Themen, die zur Auswahl stehen. Das gleiche gilt für Jobs und Beziehungen: Gibt es zahlreiche weitere Optionen beschäftigen wir uns weniger intensiv mit der aktuellen Wahl. Wir riskieren, das zu verlieren was wir haben, weil wir Angst haben irgendwo könnte das Gras grüner sein. Aber was sollen wir dagegen tun? Wie treffen wir die richtigen Entscheidungen oder wie sollen wir uns überhaupt entscheiden?

Experten raten zu mehr „Ich-Sorge“. Wenn wir uns mehr auf uns konzentrieren, als darauf was die Menschen um uns herum tun, auf unsere Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken, finden wir die Option die am besten für uns selbst ist. Wir müssen unsere Selbstständigkeit für unsere Entscheidungen nutzen. Eltern, Lehrer, Freunde, Bekannte können ihre einzelne Beiträge leisten aber sie einzuordnen und auszuwerten ist unsere eigene Aufgabe. Wir sind schließlich die Person, die mit den Ergebnissen leben muss. Natürlich sind die Ratschläge von nahestehenden Personen am schwierigsten zu handhaben. Sie kennen einen durch und durch und daher verdrängt man leicht, dass auch ihre Erkenntnisse persönlich gefärbt sind. Eltern, die ihr Leben lang finanziell zu kämpfen hatten, werden womöglich die finanzielle Sicherheit an erste Stelle stellen. Die Schwester die gerade ihr Medizin-Studium im dritten Anlauf vor die Wand gefahren hat, wird Medizin wohl für das schwierigste Fach der Welt halten. Es ist also wichtig gut zu sortieren, welche Kriterien wirklich wichtig für uns sind und welche andere auf uns übertragen. Daher passen auch Trends, sei es in der Mode oder bei der Wahl des Studiums keine wirkliche Entscheidungshilfe. Wer dem Trend hinterher läuft, rauscht an der persönlichen Frage vorbei. Außerdem verpassen wir so all die Möglichkeiten, die recht und links vom großen Strom liegen; oft sind es die weniger bekannten und begehrten Dinge, die die bessere Alternative bieten. Wir haben zwar alle Möglichkeiten aber müssen wir wirklich alles machen? Wir müssen den Mittelweg finden und lernen mit der Differenz zu leben, zwischen allen angebotenen Optionen und dem was wir wirklich machen können und sollten. Man kann einfach nicht alles haben.

Aber Grübeln hilft nicht immer. Denn nicht die Vernunft fällt die Entscheidungen, sondern es sind die Gefühle. Am Ende steht immer die ganz einfache Frage: Was finde ich gut und was nicht? Unzählige kleine Faktoren beeinflussen Gefühle und Entscheidungen. Sexuelle Erregung steigert die Neigung zu riskanten Wahlen. Wenn sich Firmen- und Markennamen leichter aussprechen lassen, entscheiden sich mehr Kunden zum Kauf. „Was geistige Anstrengung kostet, senkt die Chance einer Wahl. Zum Beispiel scheuen sich Menschen oft sich gegen den Standard zu entscheiden.“ Führt unüberlegtes Handeln nicht zu schlechten Entscheidungen? Nein, wir sind sogar glücklicher mit weniger durchdachten Wahlen. Perfektionisten verdienen zwar im Durchschnitt mehr Geld, sind aber unglücklicher als genügsame Entscheider. Der beste Rat um mit der Vielzahl der aufgezwungenen Entscheidungen – den großen und kleinen des Alltags – umzugehen, ist einfach los zu legen. Umso weniger wir darüber nachdenken, desto mehr Entscheidungen können wir fällen. Ohnehin überschätzen wir die Konsequenzen unserer Entscheidungen. Wir sollten irgendein Smartphone kaufen, irgendwelche Schuhe. Es werden sich schon Gründe finden warum es die bessere Wahl war. Wir müssen die erste Möglichkeit nutzen und nicht auf die perfekte warten. Wir müssen es einfach tun – es muss schließlich getan werden.