Sozialpsychologen haben herausgefunden, dass das Glück von Menschen sinkt, wenn ihnen zu viele Optionen offen stehen und zu viele Entscheidungen zu treffen sind. Besonders gilt dies für die sogenannten „Maximierer“, also Menschen die sich viel Mühe mit Entscheidungen geben, lange danach suchen und umso weniger mit den Ergebnissen ihrer Anstrengungen zufrieden sind. Wer große Probleme hat das richtige Geschenk für Freunde zu finden, sich abends nicht für das richtige im TV entscheiden kann, lange überlegen muss was er auf eine Postkarte schreibt und sich oft ein Leben ausmahlt, welches ganz anders als sein jetziges ist, gehört wohl selbst dazu. Also wir alle.
Selbst alltägliche Entscheidungen bringen uns ins Grübeln. Wäre es nicht doch besser…; Man könnte ja auch… Wir suchen ständig nach dem besten Geschenk, der besten Postkarte, dem besten was gerade im Fernsehen läuft. Und Entscheidungen treffen bedeutet Stress. Im schlimmsten Fall kommt es nachdem man seine Wahl getroffen hat zu einem ausgeprägten Gefühl von Reue darüber, sich nicht doch anders entschieden zu haben. Oft geschieht dies unbewusst. Dennoch ist die Angst vor dem Gefühl der Reue oft so groß, dass wir alles tun, um ihr zu entgehen. Während wir bei kleinen Entscheidungen damit leben können und bei einem möglichen Fehlgriff auch immer noch etwas positives daran finden können, vertagen wir größere Entscheidungen gerne auf Morgen, Übermorgen, nächstes Jahr. In einer Studie haben US-Wissenschaftler festgestellt, dass Menschen lieber einen Verlust durch Nichtstun beklagen, als den selben Verlust durch eine aktive Handlung und Entscheidung. Interessant und kurios ist das Ergebnis eines weiteren Experiments: Menschen bereuen nur eine kurze Zeit aktive Handlungen, die fehlgeschlagen sind. Langfristig bereut man die Dinge, die man nicht getan habe. Wahrscheinlich liegt dies daran ,dass diese Entscheidungen niemals einen Realitäts-Check überstehen müssen.
Die Angst vor einer falschen Entscheidung ist also allgegenwärtig. Egal ob wir sie treffen oder die Sache einfach aussitzen. Wir bereuen beides. Besonders belastet ist dies für Kinder und Jugendliche. Nationale und internationale Studien belegen ein erschreckendes Maß an Besorgnis von Jugendlichen über ihre Zukunft. Neben der Zerstörung der Umwelt ist die Angst vor der eigenen Zukunft, was die Vier- bis 20-jährigen am meisten beschäftigt. Und die Zahlen sind erschreckend. Jeder dritte Schüler nimmt regelmäßig Medikamente wie Schlaf-, An- oder Beruhigungstabletten. 500.000 Psychotabletten verschreiben Ärzte jährlich an Jugendliche unter 18. Jeder vierte Junge Mensch ist psychisch oder psychosomatisch gestört.
Die Frage nach der richtigen Schule, Ausbildung, Studium oder Job ist eine der wichtigsten Entscheidungen des Lebens. Und auch wenn die Auswirkungen nicht mehr so drastisch ausfallen wie noch vor 20 Jahren, da ein Studiumswechsel oder eine zweite Ausbildung schon zum guten Ton gehört.
Dennoch ist es ein ständiges leben mit Angst. Die Angst, sich falsch zu entscheiden und die Angst, sich falsch entschieden zu haben. Hinzu kommt, dass auch die Gesellschaft uns das Leben versucht schwer zu machen scheint. Die Generation Praktikum steht unter Druck. Eine falsche Entscheidung und aus Jahren endloser Praktika und Volontariate wird niemals eine Festanstellung.