Alrun Vintage – Der Weg zum eigenen Online Shop

 

Viele träumen von ihrem eigenen  Online Shop.  Der Weg dorthin ist Steinig und schwer. Aber machbar. Dilara hat sich mit Alrun Vintage selbstständig gemacht und teilt ihre Erfahrungen.

Gedacht – getan

Alles beginnt mit einem Gedanken

„Na klar, wieso nicht? Ich schaffe das schon. Ist doch super.“ Dachte ich mir lässig, kurz nachdem mir wie ein Geistesblitz die Idee kam einen Online Shop aufzuziehen. Dass ich keinerlei Know-how besitze, absolut keine Zeit und kein Budget habe, habe ich zunächst arrogant ignoriert.

Immer wieder wurde mir gesagt wie wichtig es sei neben dem Studium noch „etwas eigenes“ zu machen. Als Modejournalismus Studentin habe ich eigentlich immer mehr als genug zutun, aber gut, wieso nicht. Mit „etwas eigenes“ meinen die meisten Dozenten einen eigenen Blog. Eigentlich ja keine schlechte Idee, da so ein Blog auch als Visitenkarte oder Portfolio dienen kann. Viele meiner Kommilitonen werden bei Vorstellungsgesprächen gefragt, ob sie einen Blog haben und in den meisten Fällen kommt es nicht besonders gut an wenn man diese Frage verneint. Doch die Idee einen Blog aufzuziehen und täglich zu bloggen reizte mich gar nicht. Also fiel das schon mal weg. Aber Lust hatte ich schon was zu machen. Irgendwas wo ich gelerntes mit einbringen und neues dazu lernen konnte. Dann hatte ich irgendwann ganz unerwartet einen Gedanken. Eine Idee. Eine die mir sehr gefiel.

Nun ist es ja so: wir jungen Menschen aus der kreativen Branche neigen dazu täglich einhundert neue „gute“ Ideen zu haben. Das müssen wir schließlich auch, sonst könnten wir nicht in solch einer Branche tätig sein. Aber bei meiner Idee einen Online Shop zu gründen musste ich vorsichtig sein, denn das ist ein großer Schritt. Also beschloss ich ehe mich an den Schreibtisch zu setzen und loszulegen, erst einmal ein paar Nächte drüber zu schlafen. So hatte ich es mir vorgenommen, aber durchgehalten habe ich nicht. Ich hatte die Idee bei meiner Tante. Sie hatte mein Lieblingsgericht gekocht und mich zum essen eingeladen. Als ich mich mit meiner Familie über Zeit des Internets und das Onlineshopping unterhielt, war die Idee plötzlich da. Zack. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf und ich wollte am liebsten sofort nach Hause, um sofort mit der Arbeit zu beginnen. In der selben Nacht begann ich mit der Recherche und machte mir unzählige Notizen. Ich war überzeugt davon, ich werde meinen eigenen Vintage Online Shop gründen. Und zack da waren sie auch schon: die Zweifel.

Ein Paar motivierende Fakten: Aus der Statistik der IHK geht vor, dass der Anteil junger Gründer (U30) in den letzten vier Jahren gestiegen ist. Ebenfalls gestiegen ist das Gründungsinteresse der Frauen. Im vergangenen Jahr haben im Vergleich zu 2002 um ein Drittel mehr Frauen ein Unternehmen gegründet. Außerdem heißt es, dass immer mehr junge Gründe gut qualifiziert, aufgeschlossen und flexibel sind. Auffällig ist auch, dass sich die meisten Gründer in der internetaffinen Branche selbständig machen wollen. Sprich im IT-Bereich oder im Online-Handel. Geringe Lebenserfahrung und eventuelle Defizite im Branchenwissen machen die meisten jungen, kreativen Gründer mit ihrer unbekümmerten, offenen und lockeren Art wett.

Lebenserfahrung und Branchenwissen fehlten mir auch. Branchenwissen konnte ich mir ja aneignen, ist eine Menge Arbeit, aber wenn es für das eigene Unternehmen ist macht es spaß. Aber da sind ja noch andere Herausforderungen und andere Zweifel die einen plagen. Was ist wenn es am Ende nicht cool wird? Wenn es bei meiner Familie und Freunden nicht gut ankommt? Was ist wenn ich überhaupt nicht ernst genommen werde? Was mache ich, wenn keiner Interesse an dem Shop und meinem Angebot hat?

Es war ein auf und ab. Mal ist man super motiviert und glaubt an das Projekt, im nächsten Moment fragt man sich was für eine Scheiße man da auf die Beine stellt. Aber Hey, wenigstens tu ich etwas und das ist doch das wichtigsten oder?

Wenn man nicht so selbstzerstörerisch drauf ist wie ich, holt man sich Hilfe. Die gibt es nämlich. Von der ersten Beratung zur Existenzgründung, über Beratungen zum Businessplan, bis hin zum Gründungszuschuss; wenn man sich gut informiert bekommt man sinnvolle Tipps und Starthilfen, steht nicht so hilflos da und vermeidet Anfängerfehler. Ich hab auf all das verzichtet. Wieso? Weil für mich die Herausforderung genau darin lag, alles allein zu packen. Bei der Gründung von Alrun Vintage hat sich das sehr gut angeboten. Solltet ihr aber ein größeres Unternehmen aufziehen wollen, wo ihr ein größeres Startkapital und Kooperationen mit anderen Unternehmen braucht, solltet ihr euch definitiv beraten lassen.

Monatelang arbeitete ich neben dem Studium und meinem Nebenjob an meinem eigenen Unternehmen. Selten erzählte ich jemanden davon. Die meisten nehmen so was ja eh nicht ernst: „ich mache einen Online Shop für Vintage Sachen“ . Alle hatten dann erst mal den selben Gesichtsausdruck der mir sagte „Aha, ja mach du mal du kleines Modegirly“. Klar hat man Zweifel und eigentlich genau vor solchen Reaktionen Angst, aber paradoxerweise sind es auch genau die Aussagen, die einen motivieren. Die letzten Wochen war ich unglaublich nervös. So lange hatte ich an meinem Shop gearbeitet, so viel Arbeit und Zeit investiert. Ich konnte es kaum erwarten Online zu gehen. Als es dann aber soweit war bekam ich Panik. Alles war fertig, alles war so wie ich es mir vorgestellt hatte. Der gesamte Papierkram war erledigt, der Shop perfekt programmiert, die Social Media Seiten angelegt, Pressetext geschrieben, die Produkte waren liebevoll abfotografiert und in den Shop eingefügt worden und gefühlte eine Million anderen sachen waren erledigt. Alles war Startklar. Alles war wie ich es wollte. Mein Shop gefiel mir. Aber ich hatte Angst. Ich saß ewig vor dem Laptop bis ich den Shop Online schaltete.

Wovor hatte ich denn Angst? Ich glaube, dass wir Menschen uns generell zu viele Gedanken darüber machen was die anderen über uns denken. Mal ehrlich, es stimmt schon, nicht immer hat man die coolsten Ideen und nicht immer hat man Erfolg mit dem was man tut. Aber wichtiger ist doch dass man am Ende des Tages sicher sein kann alles gegeben zu haben. Dann kann man mit sich selbst zufrieden sein auch wenn das Ergebnis nicht so cool ist. Das beste Gefühl ist doch weiterzukommen im Leben. Neues zu lernen und neues zu schaffen. Über seine Grenzen zu gehen und neues auszuprobieren. Wir sind jung, offen und nicht auf den Kopf gefallen. Uns stehen so viele Türen offen, wenn wir denn nur wollen.

Als der Shop Online war hatte ich ungefähr die ersten 24 Stunden Herzrasen. Ich bekam Anrufe, Nachrichten, posts bei Facebook von Freunden, der Familie und auch Fremden Menschen. Es war natürlich schön positives Feedback zu bekommen, aber am Ende zählt nicht die Anerkennung der anderen, sondern einfach das tolle Gefühl vor dem Resultat Monatelanger Arbeit zu sitzen und sich denken zu können „Ich habe es geschafft. Ich habe es mir vorgenommen und mir den Arsch dafür aufgerissen“.

Ich hatte oft Zweifel und wusste nicht, ob ich das Richtige tue, aber was hat man schon zu verlieren? Wenn wir die Energie die wir als junge Menschen haben jetzt nicht nutzen wann dann? Wenn wir nicht jetzt unseren Ideen und Visionen eine Chance geben, wann dann? Wenn wir mit 45 drei Kinder an der Backe haben? Mut. Wir brauchen ein wenig Mut. Und eine realistische Idee. Du brauchst einen Gedanken. Einen der dich nicht mehr loslässt.

 

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